Weil es draußen so stark regnet, und weil sie die arabische Musik spannend findet, geht die Witwe Emmi spontan in eine Kneipe, in der vor allem Gastarbeiter ihren Feierabend verbringen. Dort trifft sie auf den Marokkaner Ali. Die beiden tanzen, unterhalten sich, und nachdem Ali sie nach Hause gebracht hat, verbringen sie die Nacht miteinander. Eher durch einen Zufall als durch lange Überlegung beschließen sie kurz darauf zu heiraten. Aber wir befinden uns im Deutschland der 70er Jahre und so schlägt dem frischvermählten Paar überall Misstrauen, Missgunst und blanker Hass entgegen: Emmis Kolleginnen, ihre Nachbarn und sogar ihre eigene Kinder können es nicht akzeptieren, dass Emmi mit so einem zusammen ist. Und so müssen sich die beiden in einer feindseligen Gesellschaft behaupten, ohne dass die Angst ihre Seele aufisst. Angst essen Seele auf, 1974, ein Film aus Rainer Werner Fassbinders mittlerer Schaffensphase, als er bereits als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films etabliert war. Und vielleicht auch sein bis dahin gefälligster Film. Es sind die typischen Fassbinder-Trademarks vorhanden: Die Statik, die Distanz, die artifizielle Kälte… und doch gibt es mehr. Angst essen Seele auf ist ein politischer Film und ein Liebsfilm, ein Film der versucht in seiner wütenden Gesellschaftskritik auch so etwas wie menschliche Wärme und gar Nähe zu finden. Gelingt ihm das?