Seine südbadische Heimat hört man ihm an. Manchmal verfällt er sogar ins Elsässische. Fritz Keller blickt auf eine lange Karriere als Winzer, Gastronom, Hotelier und Weinhändler zurück. Fast genauso bekannt ist er vielen als Fußball-Funktionär. Von 2010 bis 2019 als Präsident des SC Freiburg, von 2019 bis 2021 sogar als DFB-Präsident. Heute bringt er das Genussfestival „Pinot and Rock“ auf Touren und investiert in den Hamburg Ableger des Berliner Szene-Lokals „Grill Royal“. Der Mann tanzt auf vielen Hochzeiten. Entsprechend wild springt er mit Clemens durch seine Herzensthemen. Politische sind dabei, wie die deutsch-französische Aussöhnung nach dem Krieg - bei der Hummerkarkassen, edle Weine und günstige Aale eine nicht unerhebliche Rolle als Brückenbauer spielten. Oder sein Kampf für die Gasthauskultur, die er von unsinnigen Arbeitszeitregeln und Steuerlasten bedroht sieht. Er kann unerbittlich wirken, wenn er gegen süße Moden in Küchen und Weinkellern wettert. Aber auch sehr weich, wenn er sich an die Gerichte und Geschmäcker seiner Kindheit erinnert: das gute Sauerteigbrot seiner Oma, Zwiebelkuchen, oder Baeckeoffe. Mit seiner „letzten Flasche“, einem Spätburgunder "Jechtinger Enselberg Erstes Gewächs" aus seinem VdP-Weingut Franz Keller (mittlerweile geführt von Sohn Friedrich), beweist der Seniorchef, das man auch in einem Rekordsommer wie 2022 am Kaiserstuhl ultrafeine Weine produzieren kann - wenn man's kann.