Recht Lustig - Das wusste ich ja gar nicht!

Written by: Azize Ekinci & Fatih Çevikkollu
  • Summary

  • In „Recht lustig“ ordnet eine Juristin im Gespräch mit einem Kabarettisten alltägliche Erlebnisse juristisch ein. Und dabei besitzt Rechtsanwältin Azize Ekinci die äußerst seltene Eigenschaft, trockenes Juristendeutsch verständlich zu übersetzen. Fatih Cevikkollu, der Kabarettist, ist neugierig und erzählfreudig. Zusammen betrachten sie, wie es etwa um die Gültigkeit von Gutscheinen steht oder was es mit dem Onlineshopping auf sich hat. Muss in einem Podcast, auf dem „lustig“ steht, eigentlich auch lustig drin sein? Und wenn nicht, kann das vor Gericht?
    Azize Ekinci & Fatih Çevikkollu
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Episodes
  • Wucher oder Sittenwidrig
    Jan 27 2025

    Es war wieder einmal Ferienzeit, und Familie Güven wollte in den wohlverdienten Urlaub. Während der letzten Schulwoche hatte Herr Meier Flüge für die Familie nach Mallorca gesucht. Stolz zeigte er seiner Frau die Tickets: „Schau mal, nur 150 Euro pro Person! Ein echtes Schnäppchen!“ Doch ein Fehler war ihm unterlaufen. Er hatte vergessen, dass die Schulferien erst eine Woche später begannen.

    Als er die Suche erneut startete, sprang ihm ein Preis entgegen: 1.800 Euro pro Person. Seine Frau hielt die Preise für einen technischen Fehler, aber Herr Güven wusste es besser: „Das ist kein Bug, das ist Wucher!“ Nach intensiven Recherchen entdeckte er, dass Fluggesellschaften in den Ferienzeit Preissprünge vollführen, die an Magie grenzen – nur ohne den Zauber. Mit knirschenden Zähnen buchte er, während er sich schwor, künftig auf ein Kanu umzusteigen.

    Der goldene Schlüssel

    Frau Aslan stand eines Abends vor ihrer Wohnungstür und stellte fest, dass der Schlüssel noch drinnen lag – auf dem Küchentisch, neben ihrem Handy. Mit der Telefonnummer eines Schlüsseldienstes, den sie gerade so aus dem Gedächtnis rief, kontaktierte sie die Firma. Ein netter Herr mit Werkzeugkoffer erschien und öffnete die Tür in rekordverdächtigen 45 Sekunden. Er drehte sich um und lächelte: „Das macht dann 300 Euro.“

    Frau Aslan verschluckte sich an ihrer eigenen Fassungslosigkeit: „300 Euro?! Für eine Minute Arbeit?“ Der Schlüsseldienst-Mitarbeiter nickte freundlich. „Wissen Sie, nachts ist der Tarif höher. Außerdem zahlt man für die Expertise!“ Expertise, dachte Frau Aslan. Expertise, die Tür ohne Gewalt zu öffnen, oder Expertise, Menschen arm zu machen? Sie schwieg und zahlte – sie hatte ja keine Wahl.

    Das Pfandleihhaus-Abenteuer

    Herr Yildiz hatte finanzielle Schwierigkeiten und musste dringend Geld auftreiben. Er fuhr mit seinem gepflegten BMW zum Pfandleihhaus. Der Sachbearbeiter begutachtete den Wagen. „Hm“, sagte er. „Schönes Auto, guter Zustand. Ich gebe Ihnen 1.500 Euro.“ Herr Yildiz schluckte, doch die Not zwang ihn, das Angebot anzunehmen.

    Einige Wochen später, als sich Herr Yildiz Situation verbessert hatte, wollte er den Wagen zurückkaufen. Der Pfandleiher lächelte listig. „Kein Problem. Der Rückkaufswert beträgt 13.000 Euro.“ Herr Yildiz fiel fast in Ohnmacht. „13.000?! Sie haben mir doch nur 1.500 Euro gegeben!“ Der Pfandleiher zuckte die Schultern. „Inflation, Verwaltungskosten, Risikoaufschlag. Das Übliche.“ Herr Yildiz zahlte zähneknirschend. Er wollte sein Auto wiederhaben, aber innerlich plante er bereits eine Karriere als Anwalt – spezialisiert auf Wucher.


    Das Fazit

    Ob Ferienflüge, Schlüsseldienste oder Pfandleihhäuser – Wucher begegnet uns überall, getarnt als „Service“ oder „Marktpreis“. Diese Geschichten zeigen: Wer solche Preise zahlt, hat zwar eine Lösung für sein Problem, aber auch eine Lektion fürs Leben. Vielleicht hätte Herr Güven lieber die Ferien verschieben, Frau Aslan einen Ersatzschlüssel beim Nachbarn deponieren und Herr Yildiz eine bessere Verhandlungstaktik üben sollen. Aber dann hätten wir nicht so viel Spaß beim Lesen ihrer Erlebnisse!

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    19 mins
  • Rechte von Verlobten
    Jan 20 2025

    Paul und Anna waren das, was man eine moderne Patchwork-Beziehung nennt. Sie liebten sich, hatten keine Lust auf Bürokratie und schon gar nicht auf Ehegelübde vor einem Standesbeamten. „Wir brauchen keinen Trauschein, um uns zu lieben“, sagte Paul immer. Doch eines Tages sollte ihre romantische Überzeugung auf eine harte Probe gestellt werden.

    Der Notfall

    Es begann an einem ganz normalen Dienstag. Paul, der nie angeben wollte, dass er ein begnadeter Hobbykoch war, hatte sich beim Zubereiten eines besonders ehrgeizigen Risottos mit einem Keramikmesser in den Finger geschnitten. Es war kein Schnitt, den ein Pflaster regeln konnte – Anna fuhr ihn also ins Krankenhaus.

    Im Warteraum angekommen, sah Anna zu, wie Paul vom Krankenhauspersonal in die Notaufnahme geschoben wurde. „Ich bleibe hier, bis er mich braucht“, sagte sie entschlossen. Doch zwei Stunden später kam ein Arzt und erklärte: „Wir dürfen Ihnen leider keine Informationen geben, da Sie nicht mit ihm verwandt oder verheiratet sind.“

    Die Diskussion

    Anna war entsetzt. „Ich bin seine Partnerin! Wir wohnen zusammen, wir teilen die Miete, die Netflix-Passwörter – ich habe ihm sogar den Reis für das Risotto gekocht!“ Der Arzt blieb ungerührt. „Das mag alles sein, aber rechtlich gesehen haben Sie hier keine Rechte. Es sei denn, er hat Sie offiziell als Ansprechpartner eingetragen.“

    „Offiziell eingetragen? Wir sind doch keine Steuererklärung!“, rief Anna empört. Doch es half nichts. Die Bürokratie war unbestechlich.

    Die Rettung

    Anna war entschlossen, Paul nicht allein zu lassen. Also begann sie kreativ zu werden. Zuerst versuchte sie es mit Charme. „Doktor, wenn ich Ihnen ein Stück von dem Risotto bringe, das Paul gekocht hat – lassen Sie mich dann rein?“ Keine Chance.

    Dann versuchte sie es mit einem Trick. Sie suchte im Wartezimmer nach einem älteren Herrn, der einen ähnlichen Nachnamen hatte wie Paul. „Entschuldigung, könnten Sie kurz so tun, als wären Sie Pauls Vater?“ Der Mann nickte, aber der Plan flog auf, als der Arzt ihn nach Pauls Geburtsdatum fragte.

    Anna gab nicht auf. Sie rief Pauls Mutter an, die in einer anderen Stadt lebte. Nach einer langen Diskussion über die Vorteile der Ehe erklärte sie sich bereit, dem Krankenhaus zu bestätigen, dass Anna "wie Familie" sei. Doch auch das wurde abgelehnt – „kein offizielles Dokument“, hieß es.

    Der Erkenntnismoment

    Am Ende des Tages durfte Anna Paul erst wiedersehen, als er selbständig aus der Notaufnahme spazierte – mit einem dicken Verband am Finger und einem breiten Grinsen. „Was ist los?“, fragte sie. Paul zog eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht aus der Tasche. „Habe ich gerade ausgestellt. Für dich.“

    Anna lachte. „Vielleicht heiraten wir doch einfach, oder?“ Paul schüttelte den Kopf. „Nein, das ist viel zu spießig. Aber hey – ich habe jetzt gelernt, dass du für mich kämpfst. Und dass wir ein verdammt gutes Risotto hinkriegen.“


    Moral der Geschichte: Auch wenn die Liebe keine Bürokratie braucht, ist es oft ratsam, sich mit Dokumenten wie einer Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung abzusichern – besonders, wenn man nicht verheiratet ist. Alternativ könnte man natürlich heiraten… aber das wäre dann ja viel zu einfach, oder? 😊

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    19 mins
  • Accountsperrung. Nippel Verboten, Hakenkreuz geht!
    Jan 13 2025

    Es war ein ganz normaler Montagmorgen, als ich eine E-Mail von meiner liebsten Social-Media-Plattform erhielt. Der Betreff: „Ihr Account wurde vorübergehend gesperrt.“ Das mulmige Gefühl in meinem Bauch mischte sich mit der Neugier, was ich diesmal angestellt haben könnte. Die Nachricht erklärte, dass ich gegen die Richtlinien für anstößige Inhalte verstoßen hätte.

    „Hm“, dachte ich. Vielleicht war es das Foto von meiner neuen Vase aus dem Trödelmarkt, die so kitschig war, dass sie als Waffe gegen den guten Geschmack hätte eingestuft werden können? Aber nein, der Grund war absurder: Es ging um ein Foto, auf dem ein kleiner Porzellannippes zu sehen war, ja, eine Miniaturstatue mit minimalen angedeuteten Brustwarzen. Unerhört! Ein klarer Verstoß gegen die moralische Ordnung.

    Während ich mein digitales Strafregister durchstöberte, stolperte ich gleichzeitig über ein anderes Profil, das ungestört Hakenkreuze in jedem zweiten Post zeigte. Hier prangten nicht nur historische „Symbole“, sondern auch offene Propaganda. Meine innere Stimme schrie: „Moment mal, das ist doch das digitale Äquivalent dazu, ein brennendes Fass Öl im Wohnzimmer zu haben!“


    Ein Algorithmus mit seltsamen Prioritäten

    Offensichtlich war der Algorithmus, der diese Entscheidungen traf, ein Wesen mit eigenen Prinzipien. Brustwarzen? Bedrohlich! Nippes? Skandalös! Ein Symbol für Unterdrückung und Gewalt? Ach, das ist bestimmt nur ein historischer Kontext. Kein Grund zur Panik.

    Man stelle sich vor, der Algorithmus ist eine KI, die in der Ausbildung folgende Instruktion bekommen hat:

    • Regel 1: Alles, was aussieht wie ein Körperteil, ist böse. Egal ob Mensch, Puppe oder Statue.
    • Regel 2: Aber Symbole mit problematischer Geschichte? Solange niemand explizit „Bitte nicht“ sagt, lass sie in Ruhe.
    • Regel 3: Katzenvideos immer durchwinken. (Gut, das war wenigstens konsequent.)


    Das Ticket zur Absurdität

    Natürlich wollte ich Einspruch erheben. Ich öffnete den Link zur Einspruchsseite, der mich zu einem Formular führte, das komplexer war als meine Steuererklärung. Nach dem Ausfüllen einer langen Liste von „Warum glauben Sie, dass dieses Bild keine Nacktheit darstellt?“ und „Können Sie beweisen, dass Ihr Nippes nicht pornografisch ist?“ bekam ich die automatische Antwort: „Wir überprüfen Ihren Fall innerhalb von 14 Werktagen.“

    Parallel dazu scrollte ich durch meinen Feed und sah, dass der Hakenkreuz-Account fröhlich ein Gewinnspiel veranstaltete: „Kommentiere mit - Mein Land, meine Regeln - und gewinne ein exklusives T-Shirt!“ Die Kommentarsektion war ein Feuerwerk der Geschmacklosigkeit.


    Fazit: Die Nippes-Revolution

    Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir Nippes als Subkultur aufbauen. „Freie Nippes für alle!“, könnte unser Motto sein. Wir organisieren Protestmärsche mit Porzellanengelchen, kitschigen Schneekugeln und singenden Plastikfischen. Gemeinsam kämpfen wir für die Gleichberechtigung von Geschmacklosigkeit in allen Formen!

    In der Zwischenzeit hoffe ich, dass der Algorithmus irgendwann mal lernt, den Unterschied zwischen Kunst und Müll zu erkennen. Aber bis dahin heißt es: Brustwarzen runter, Symbolik hoch!


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    23 mins

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