Der renommierte Vorarlberger Historiker Universitätsprofessor Dr. Gerhard Wanner teilt im Gespräch spannende Einblicke in aktuelle politische Entwicklungen und seine Forschungsarbeit. Als Autor von über 300 Publikationen und ehemaliger Professor an verschiedenen Institutionen, darunter die Universität Jekaterinburg und die Pädagogische Hochschule Vorarlberg, lebt er heute in Ungarn
Ungarn und Orbán
Wanner beschreibt Viktor Orbán nicht als klassischen Nationalisten, sondern als machtorientierten Politiker, der nationalistische Gefühle pragmatisch für seine Zwecke nutzt1
Russland und Putin
Im Vergleich zu Ungarn sieht Wanner fundamentale Unterschiede: Während Russland historisch auf der «Siegerebene» stand, befand sich Ungarn meist auf der «Verliererebene». Der Ukraine-Konflikt wird als Putins Fehleinschätzung der ukrainischen Identität analysiert
Aktuelle Forschung
Wanner arbeitet derzeit an einem Projekt über die Rolle der Frauen in Großfeldkirch zwischen 1918 und 1924. Diese Forschung, die 2025 als Festschrift erscheinen soll, untersucht die Veränderungen im Rollenbild der Feldkircherinnen nach Einführung des allgemeinen Wahlrechts
Persönliche Reflexionen
Als überzeugter Europäer und Vorarlberger beschreibt Wanner seine Identität in der Reihenfolge: «Erst Europäer, dann Vorarlberger, dann Österreicher.» Seine Verbindung zu beiden Heimaten – Vorarlberg und Ungarn – hat sich über die Jahre zu einem «Sowohl-als-auch» statt einem «Entweder-oder» entwickelt.